von Rita Bolt
„Wer in der Gastronomie Erfolg haben will, muss innovativ sein und den immer anspruchsvoller werdenden Gästen konstant etwas Neues bieten“, sagt Hanspeter Dürr. Diese Antwort bekommt, wer den Inhaber nach dem Erfolgsrezept des BBC butterbarcafes fragt. In den vergangenen Jahren hat Dürr bis zur Coronakrise durchschnittlich jährlich etwa 200‘000 Franken investiert, um die Attraktivität seiner Bar im Güterschuppen stetig zu steigern. Im Jubiläumsjahr „20 Jahre BBC“ werden aufgeschobene Projekte nachgeholt: Auf der überdachten Terrasse wurden 32 Quadratmeter LED-Wände auf drei Flächen installiert, ein DJ-Pult und die zehn Jahre alten Böden aus Lärchenholz sowie der Whirlpool ersetzt. Dürr ist gelernter Innendekorateur und bringt viele Ideen von seinen Reisen durch die Clubs im In- und Ausland nach Gossau. „Durch Social Media und Internet ist die ganze Welt greifbar geworden, die Gäste sehen alles Neue und werden anspruchsvoller, wollen es hier und jetzt.“ Dürr setze auf Einzigartigkeit und er sei mit seinem Konzept gut gefahren. Das BBC gehört laut Swiss Barguide zu den schönsten 101 Bars in der Schweiz. „Investiert“ hat er zudem als Sponsor, vor allem in Sportvereine wie den FC Gossau, FC St. Gallen, TSV Fortitudo, VBC Andwil-Arnegg und viele mehr, die er auch mit Vereinsbeiträgen unterstützt hat. In guten Jahren waren es jährlich gegen 45‘000 Franken.
Das BBC mit gut 45 Mitarbeitenden hat – wie viele andere Bars und Clubs - in den vergangenen zwei Jahren ums Überleben gekämpft und leidet auch heute noch. „Corona hat uns weit zurückgeworfen und wir werden noch Jahre brauchen, um die Kredite zurückzuzahlen“, sagt der Gastronom. Seit dem 1. März ist das BBC wieder unter der Woche geöffnet, es bleibt allerdings bis auf weiteres am Sonntag und Montag aus wirtschaftlichen Gründen sowie Mitarbeitermangel geschlossen.
Brandanschlag und Wiedereröffnung
Die Geschichte des BBC beginnt am Samstag, 9. März 2002 am Bahnhof Gossau. Der gebürtige Niederwiler eröffnete das BBC butterbarcafe in der ehemaligen Butterzentrale an der Stadtbühlstrasse 2. Zum BBC gehörte auch der Club Hale Bopp. Am 7. Oktober 2005 wurde ein Brandanschlag verübt; der ganze Betrieb wurde in Schutt und Asche gelegt. Das BBC wurde wieder aufgebaut und feierte bereits am 22. Dezember am gleichen Standort Wiedereröffnung. Im November 2007 musste es schliesslich der Überbauung Perron 3 weichen. Mit der Eröffnung Anfang 2008 im alten SBB-Güterschuppen begann ein neues Kapitel. Angrenzend an die Bar wurde ein Thai-Restaurant eingerichtet. Dürr musste es im September 2010 schliessen, weil es zu wenige Gäste hatte, um vier Personen in der Küche und im Service zu beschäftigen.
Mit dem Standort Güterschuppen hat Dürr lange geliebäugelt und mehr als zwei Jahre verhandelt. Für ihn steht die Bar an optimaler Lage, abseits des Zentrums und direkt am Bahnhof mit genügend Parkplätzen. Das trendige Lokal ist über die Gemeindegrenze hinaus bekannt und lockt einheimische wie auswärtige Gäste an; das BBC ist für 650 Gäste konzipiert. Zur Bekanntheit hat zudem das BBC Open, ein Zweitages-Festival mit jeweils gegen 10‘000 Besucherinnen und Besucher, beigetragen. Auch das BBC Open ist der Pandemie zum Opfer gefallen. Es wurde 2019 zum letzten Mal ausgetragen und ist derzeit auf Eis gelegt. „Aus meiner Sicht war das BBC Open bestes Standortmarketing für unsere Stadt“, sagt Dürr rückblickend.
Vandalismus und Gewaltbereitschaft haben zugenommen
Der anhaltende Erfolg als Partylokal für junge Erwachsene ab 18 Jahren und Junggebliebene aus der ganzen Ostschweiz gibt Dürr Recht. Trotz Erfolg hat er auch die Schattenseiten als Gastronom kennengelernt. Er verhehlt nicht, dass es vor allem in den letzten Jahren immer wieder mal zu Lärmklagen gekommen ist. „Wo sich Menschen treffen, da wird miteinander geredet. Der Bahnhof und die Umgebung sind neuralgische Orte, an denen es zu Menschenansammlungen kommt.“ Zugenommen hätten Vandalismus und Gewaltbereitschaft. „Es ist keine Seltenheit, dass nach einem Wochenende TV-Geräte, WC-Schüsseln, Spiegel und gar Fenster ersetzt werden müssen“, sagt der Gossauer. Das habe zur Folge, dass mit immer mehr Sicherheitspersonal und Überwachung gearbeitet werden müsse. Trotz aller Widrigkeiten: Dürr ist überzeugt, an die Erfolge von vor Corona anknüpfen zu können.