Matthias Ebneter, Mitglied Stadtparlament Gossau:
Die Preise für Elektrizität steigen wie erwartet im 2023 massiv. Es ist zu vernehmen, dass die Energiepreise für 2024 und 2025 nochmals steigen werden. Viele Leute möchten sich mittels eigenen Photovoltaikanlagen gegen diese Preisschwankungen absichern. Nur leider sind die Wartezeiten für eine Anlage aktuell aufgrund von Fachkräftemangel und mangelnder Verfügbarkeit von Wechselrichtern sehr lange. Ausserdem haben nicht alle die Möglichkeit auf einem eigenen Dach eine PV Anlage zu installieren.
Die Stadtwerke haben im letzten Jahr die Solargemeinschaft Rosenau aufgebaut, wovon nun alle Panels verkauft sind. Wer sich dort eingekauft hat dürfte richtig gelegen haben und hat sich somit für die kommenden 19 Jahre gegenüber den Marktschwankungen wenigstens ein wenig abgesichert.
Auf der anderen Seite haben die Stadtwerke eine eigene Energieerzeugungsanlage dazugewonnen, welche auch nach diesen 19 Jahren noch Strom ins Netz einspeisen und somit die Einkaufskosten der Stadtwerke reduzieren wird. Die Anlagenkosten dürften durch den Crowdfunding-Ansatz bereits durch die Kunden finanziert sein.
Es bietet sich also heute aus Kundensicht und aus Anbietersicht an, möglichst schnell solche neuen Solargemeinschaften zu bilden, welche zu ähnlichen Preisen angeboten werden. Die Nachfrage nach abgesicherten Energiepreisen dürfte stark gestiegen sein. Und auch die Energieversorger merken, dass sie für das eigene Überleben, je länger je mehr zu Energieerzeugern werden müssen und nicht nur Energiehändler bleiben dürfen. Ausserdem bietet die Solargemeinschaft eine Möglichkeit zur Kundenbindung, sollte der Energiemarkt eines Tages voll liberalisiert werden.
Angesichts der stark steigenden Energiepreise nächstes Jahr und des Mangels an Material und Fachkräften, macht es Sinn die Solargemeinschaft bereits zu bilden ohne, dass die eigentliche PV-Anlage bereits realisiert wird. Für den Bau der Anlage haben die Stadtwerke als Versorger die Möglichkeit auch noch etwas länger zu warten, und trotzdem die Anlage über gesicherte Energiepreise durch die Kunden vorfinanzieren zu lassen. Durch eine möglicherweise starke Nachfrage müsste man allenfalls zunächst Panels pro Kunde kontingentieren. Man kann auch zunächst kleinere Projekte ausschreiben und sobald diese wieder «ausverkauft» sind nächste hinzunehmen, damit man zum einen die Realisierung sicherstellen, und gleichzeitig der Nachfrage nachkommen kann.
Fragen:
Wie sind die Erfahrungen aus finanzieller Sicht beim Projekt Solargemeinschaft Rosenau zu beurteilen?
Können die Stadtwerke noch dieses Jahr eine neue Solargemeinschaft an gebundene Kunden anbieten, ohne dass die eigentliche Anlage bereits steht?
Welche Flächen/Gebäude würden sich für solche Projekte anbieten? Allenfalls auch ungenutzte Flächen Privater?
Setzen sich die Stadtwerke allenfalls Ziele und Zwischenziele wieviel Strom sie in Zukunft selbst erzeugen möchten?
Datum: 30.08.2022