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15.05.2023
15.05.2023 10:43 Uhr

Wenn Heino langsam verstummt

Bild: David Hugi
Im Alter sollte jeder Mensch die Möglichkeit haben, sein Leben in vollen Zügen zu geniessen. Die Lebensqualität mit einer fachgerechten Betreuung spielt eine wichtige Rolle. Das Pflegezentrum Sana Fürstenland in Gossau ist seit zehn Jahren auf die Pflege und Betreuung älterer Menschen spezialisiert. Im Interview mit der Geschäftsleiterin Karin Schiess Vontobel sprach die Gossau24-Redaktion über die aktuellen Herausforderungen des Unternehmens.

Im Pflegezentrum hoch über Gossau angekommen, werden wir von Heino und Heintje begrüsst. Zwar nicht persönlich, aber immerhin aus den Lautsprecher-Boxen. Es steht das monatliche Wunschkonzert für die Bewohnerinnen und Bewohner an. Die Schlagergrössen der 60er und 70er Jahren sind nach wie vor fester Bestandteil des WuKos, wie uns Geschäftsleiterin Karin Schiess Vontobel erzählt. Der demografische Wandel setze aber langsam im Alterszentrum ein – man höre öfters auch modernere Musik wie die Bee Gees oder Abba aus dem Aufenthaltsraum trällern. Die Weltkriegs-Generation werde schrittweise von den Babyboomern abgelöst. Dies habe nicht nur Einfluss auf die grundsätzliche Erwartungshaltung der Bewohnenden, sondern eben auch auf die musikalische Stilrichtung am Mittwochnachmittag.

Mehr als nur der Neubau

Über den demografischen Wandel sprechen wir später. Zu Beginn des Gespräches streifen wir kurz das leidige Thema «Neubau». Die freundliche Karin Schiess Vontobel bleibt auch bei diesem Thema erstaunlich ruhig – Grund zum Frust hätte sie allemal. «An der Lehrlingsbörse oder am Maimarkt gab es gerade einige Besuchende, die uns fragten, wann wir nun mit dem Betrieb unseres Pflegezentrums starten würden.» Dass man bereits seit rund 50 Jahren in Gossau tätig ist, seit zehn Jahren unter dem Namen Sana Fürstenland, werde oft vergessen. «Die Neubau-Thematik nimmt aktuell zu viel medialen Raum ein». Man wolle viel stärker zeigen, was man wirklich kann – nämlich Lebensqualität im Alter schaffen. Dafür sei das 10-jährige Jubiläum der beste Moment.

Kein gravierender Fachkräftemangel bei der Sana

Entgegen vieler anderer Branchen haben sich gemäss Schiess Vontobel die Arbeitsinhalte in der Langzeitpflege in den letzten Jahren nicht dramatisch verändert. Die rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geben ihr Bestes, dass es den Bewohnerinnen und Bewohner an nichts fehlt. «Es gibt zwar immer mehr administrativen Aufwand, der bewältigt werden muss. Aber so neu ist dies ja auch nicht», so die Geschäftsführerin. Ja, die Suche nach Fachkräften sei etwas schwieriger geworden. Auf die Qualität der Pflege im Pflegezentrum Sana Fürstenland habe dies glücklicherweise keinen Einfluss, das Niveau bleibe hoch. Interessante Teamkonstellationen, New Work, attraktive Arbeitszeitmodelle – all das setze man schrittweise um, damit die Mitarbeitenden möglichst viel Freiheit bekämen. Seit Jahren habe man überdurchschnittlich viele Lernende, und glücklicherweise bleiben diese dem Pflegezentrum nach Abschluss auch erhalten. 18 Lernende in verschiedenen Bereichen und 6 HF-Studierende sind es derzeit allein in der Pflege. «Wer richtig sät, wird dafür auch ernten», ist sich Karin Schiess Vontobel sicher. Die schrittweise Umsetzung der Pflegeinitiative auf Stufe Bund und Kanton St.Gallen zur Attraktivierung des Pflegeberufs wird ebenso begrüsst, jedoch will man als Unternehmen das Heft selbst in die Hand nehmen und nicht nur auf politische Massnahmen warten. So viel Zeit habe man schlicht nicht.

Neue Generation von Bewohnenden

Zurück zu Abba und Heintje: Die Zukunft der Pflegebranche wird geprägt sein von demografischen Veränderungen. Altersarmut, der Migrationshintergrund vieler Bewohner, die Suche nach bezahlbarem Wohnraum oder die Multigraphie sind einige Beispiele. Das Pflegezentrum Sana Fürstenland bereitet sich auf diese Veränderungen vor, indem es zusätzliche Angebote wie Mittagstisch-Angebote, Essenslieferungen oder individueller Betreuung für Menschen anbietet – und eben auch einen attraktiven Neubau plant, um den steigenden Erwartungen der Baby Boomers gerecht zu werden. Das Pflegezentrum soll immer stärker auch ein Begegnungsort werden. Das öffentliche Restaurant ist ein Beispiel. Das Sommerfest, das am 19. und 20. August stattfindet, ist eine gute Gelegenheit, das Pflegezentrum zu besuchen. Mit einer wunderbaren Aussicht auf den Alpstein – wo derzeit der Enzian in seiner ganzen Pracht so blau, blau, blau blüht.

David Hugi