Die Stadt Gossau hat zügig gehandelt und den gemäss Mitteilung «wenig einladenden und monotonen Vorplatz» vor dem Rathaus «nach dem Biodiversitätskonzept der Stadt» aufgewertet. Ein Augenschein zeigt, dass wie in der Mitteilung angekündigt, «Steinhaufen, Holzstapel und Wurzelstöcke mit Sand und Steinen» den Rasen ersetzt haben. Für den nicht-Biodiversität-geübten Betrachter schaut es zwar aus, wie wenn der nahe Dorfbach über die Ufer getreten wäre und sein Geschiebe abgelagert hätte… Doch weit gefehlt! Gemäss wissenschaftlichem Gartenbau-Konzept macht das künstlich angeordnete Durcheinander biodynamischen Sinn. Es bietet «Lebensraum für Reptilien und andere Kleinlebewesen und optische Abwechslung.» Gleiches gilt für den Mix aus Blumenwiesen und vegetationsarmen Ruderalflächen.
Wie bitte? Gemäss Wikipedia ist eine Ruderalfläche eine «meist brachliegende Rohbodenfläche». Der Name kommt vom lateinischen rudus, was Klumpen, Brocken, Kies, Schotter oder Schutt bedeutet. Weiter meint Wikipedia, dass Ruderalflächen natürlichen oder menschlichen Ursprung haben können. Auf natürliche Art entstehen sie durch Erdrutsche, Geröllstürze oder auf Kiesbänken und Schotterflächen von Flüssen und Gletschern. In der vom Menschen kultivierten Landschaft sind gemäss «Wiki» solche Rohbodenstandorte eher selten. Es gibt sie auf «nicht mehr vom Menschen genutzten Flächen, auf steinhaltigem Abbruchgelände oder auf städtischen Trümmerschuttböden oder Trümmerhalden aus dem Zweiten Weltkrieg. Oder eben in Gossau vor dem Rathaus.
Ein schönes erstes Olma-Wochenende wünscht Ihnen
Ihr Drago
"Ruderalfläche"

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jg
"Drache-Füür" vom 13. Oktober 2023.