Die Altersvorsorge gehört zu den grossen Sorgen von Herrn und Frau Schweizer und spielt für jede Person eine wichtige Rolle. Sei es beim ersten Lohn, bei der Gründung einer Familie, beim Kauf von Wohneigentum oder bei der Frühpensionierung – das Thema begleitet einen in jeder Lebensphase.
Dem wachsenden Bedürfnis nach einer individuelleren Ausgestaltung der eigenen Altersvorsorge trägt auch die Politik Rechnung. Drei Altersvorsorge-Vorlagen, über die voraussichtlich im Jahr 2024 abgestimmt wird, sollen zur Stärkung und Individualisierung des Schweizer Vorsorgesystems beitragen. Zudem tritt am 1. Januar 2024 die Reform AHV 21 in Kraft. Mit dieser steigen die Wahlmöglichkeiten in der persönlichen Ausgestaltung der Vorsorge, gleichzeitig erhöht sich aber auch die Komplexität.
Der Wunsch nach Frühpensionierung nimmt zu
Laut der aktuellen Studie «Raiffeisen Vorsorgebarometer 2023» planen mehr Personen als noch im Vorjahr mehr als fünf Jahre vor dem ordentlichen Pensionierungsalter in Rente zu gehen. Im Allgemeinen können sich Männer eher eine Frühpensionierung vorstellen als Frauen. «In Beratungsgesprächen stellen wir gleichzeitig fest, dass immer mehr Personen nicht sagen können, zu welchem Zeitpunkt sie sich pensionieren lassen möchten. Die Unsicherheiten nehmen zu», sagt Stefanie Altherr von der Raiffeisenbank Gossau-Andwil-Niederwil. Nebst dem Wunsch, sich so früh wie möglich in den dritten Lebensabschnitt zu begeben, gibt es aber auch viele Personen, die sich eine Erwerbstätigkeit über das ordentliche Pensionierungsalter hinaus vorstellen können. Über 70 Prozent der befragten Personen ziehen eine unregelmässige Erwerbstätigkeit in Betracht oder sind nicht abgeneigt, Teilzeit oder auch Vollzeit weiterzuarbeiten.
Das Ausmass an Eigenverantwortung variiert stark
Die gesetzlichen Vorsorgeleistungen aus der AHV und Pensionskasse sollen gemäss Bundesverfassung 60 Prozent des letzten Einkommens vor der Pensionierung abdecken. Doch wer trägt die Verantwortung für die finanzielle Lücke? Laut «Raiffeisen Vorsorgebarometer 2023» ist die Schweizer Bevölkerung hier geteilter Meinung. 74,2 Prozent der Befragten sehen sich in der Selbstverantwortung, wobei das Verantwortungsgefühl bei Personen im Alter 51 bis 65 Jahre am höchsten ist. Rund 16 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Verantwortung für eine ausreichende Altersvorsorge primär beim Staat liegt. Die jüngste Alterskategorie der 18 bis 30-Jährigen vertritt am stärksten diese Meinung.
Die private Vorsorge bleibt wichtig
Dem Drei-Säule-Vorsorgesystem steht die Schweizer Bevölkerung eher pessimistisch gegenüber. Gemäss aktueller Studie ist das Vertrauen der Befragten in die 3. Säule weiterhin am höchsten, während jenes in die AHV stark angeschlagen ist. Für die selbständige und eigenverantwortliche Vorsorge und Schliessung der finanziellen Lücke eignet sich am besten die gebundene Vorsorge Säule 3a. Diese bringt nebst einem Vorzugszins weitere Vorteile wie zum Beispiel den doppelten Steuerspareffekt mit sich. Zudem ist der Trend zum Wertschriftensparen im Rahmen der privaten Vorsorge ungebrochen. Mittlerweise legen 42,2 der Befragten ihre Säule-3a-Gelder ganz oder teilweise an den Finanzmärkten an. Bei den jüngeren Personen ist das Wertschriftensparen beliebter als das Sparen über das Vorsorgekonto 3a. «Das Vermögen in der 3. Säule wird in der Regel über einen langen Zeitraum nicht benötigt. Gerade deshalb ist es empfehlenswert, das Geld nicht auf dem Konto zu parkieren, sondern mit einem 3a-Vorsorgefonds von Renditechancen an den Finanzmärkten zu profitieren», sagt Stefanie Altherr von der Raiffeisenbank Gossau-Andwil-Niederwil.
Individualisierung in der Altersvorsorge: Lohnt sie sich? Die Antwort liegt auf der Hand. Durch die individuelle Ausgestaltung der eigenen Vorsorgelösung und dem selbstgewählten Übertritt in den dritten Lebensabschnitt bietet sich noch mehr die Möglichkeit, die eigenen Ziele, Wünsche und Bedürfnisse auch im Alter weiterzuverfolgen.