Gefühlt mindestens jede zweite Sitzung, Hauptversammlung oder Schulung beginnt mit den Worten: «ich möchte Sie/euch herzlich begrüssen». Es ist selbstverständlich sehr angenehm, wenn die sitzungsleitende Person die Anwesenden begrüsst - und das erst noch herzlich. Die uns ureigene, schweizerische Eigenart, alles Mögliche zu verkleinern, sei es noch so wichtig, hindert uns aber oft, wirkliche Wirkung zu erzielen.
Wenn jemand mit besagten Worten «…möchte ich euch begrüssen…» oder «möchte ich zum Schluss kommen» los- oder auslegt, tendiere ich zur stillen Aufforderung: «dann tue es doch einfach». Der Konjunktiv mag an vielen Stellen sinnvoll sein, hier bedeutet er aber in erster Linie eine Absicht oder einem Wunsch, die oder der nach einer Bedingung ruft. Heisst: sagen Sie nicht nur, dass Sie jetzt gerne begrüssen möchten, sondern tun Sie es einfach.
Das ist sogar noch einfacher, aber schön-direkt und klarer: «ich begrüsse Sie herzlich» oder «einen schönen guten Abend zusammen». Wirkt souveräner, näher. Es hat die ähnliche, einschränkende Wirkung, die einleitende Weichmacherworte wie «im Prinzip», «eigentlich», «grundsätzlich» haben. Sie machen nur dann Sinn, wenn es etwas abzuschwächen oder einzuschränken gilt. «Ich möchte mich für das Vertrauen bedanken» wirkt auf jeden Fall auch distanzierter, als das herzlichere «ich bedanke mich für das Vertrauen» oder gar «Danke für das Vertrauen».
Denn: Ich glaube, es kommt auch niemanden in den Sinn, der geliebten Person zu Hause zu sagen «ich möchte dich gerne lieben» oder «im Prinzip liebe ich dich»……