Skiprofi Ralph Weber - Heimkehr nach Rücktritt

Mit langsamen Schritten und sichtlich berührt kommt Ralph Weber die Treppen des Gossauer Bahnhofs hinauf: Der Anblick der rund 50 Fans, Mitglieder vom Skiclub Gossau und aus seiner Familie, die ihn spalierstehend empfangen, bewegt den 30-jährigen Profisportler, der am Freitag, 16. Februar 2024, seinen Rücktritt bekanntgab: „Mit einem solchen Empfang habe ich nicht gerechnet“, sagt er. „Umso mehr freue ich mich über jeden Anwesenden - und die damit verbundene grosse Wertschätzung und Anerkennung.“ Die letzte Heimreise sei von gemischten Gefühlen geprägt gewesen: „Zu wissen, dass ich nun ein letztes Mal heimkomme, war speziell. Ganz anders als die 20 Jahre davor.“ Er habe es daher aber auch besonders geniessen wollen. „Ich bin euch allen sehr dankbar – für eure Unterstützung, den Rückhalt und die Wertschätzung – und dafür, dass ich all das habe erleben dürfen.“
Worte zum Rücktritt fallen schwer
In seiner Ansprache vor den Anwesend wirkt der vor kurzem zurückgetretene Profi-Skirennfahrer bedächtig, blickt immer wieder zu Boden – es fällt ihm sichtlich schwer, die richtigen Worte zu finden. Das Thema ist hoch emotional – seine Entscheidung ist ihm nicht leichtgefallen. So ganz realisieren kann der junge Familienvater seinen Rücktritt wahrscheinlich erst, wenn er bei seiner Familie und im Kreise seiner Liebsten ankommt - und zur Ruhe kommt. Denn genau darauf will sich der Vater von zwei Töchtern nun auch konzentrieren: „Ich werde jetzt erstmal bei meiner Familie sein – und freue mich auf alles, was noch kommt.“ Was genau das ist, werde sich noch zeigen.
Stadt Gossau ist stolz
Beim anschliessenden Apéro im Beck Koller erfolgt die offizielle Begrüssung von Weber und den Anwesenden durch den Präsidenten des Skiclubs Gossau, Martin Jöhl: „Die Karriere von Ralph ist etwas ganz Besonderes: Seine Beharrlichkeit beim Training und im Fahren, sein Dabeisein wollen unabhängig vom Ergebnis – du bist ein grosses Vorbild für uns alle!“ sagt er. Auch Norbert Thaler, Leiter Fachstelle Sport Kultur Freizeit der Stadt Gossau, hat nur lobende Worte: „Wir sind richtig stolz auf dich – sieben Mal Top 15, 26 Mal Top 30. Du bist immer an der Weltspitze gefahren.“ Vor allem aber habe er auch die Stadt immer vorbildlich vertreten. „Ralph hat immer überall mitgemacht, wenn wir ihn angefragt haben. Das ist nicht selbstverständlich und dafür sind wir ihm sehr dankbar“, sagt Thaler. Stellvertretend für den Stadtrat, nahm der höchste Gossauer, Parlamentspräsident Pascal Fürer ebenfalls am Empfang teil: „Du bist immer für Gossau eingestanden – und deine Leistungen erfüllen uns mit Stolz“, sagt auch er.
Anerkennung unabhängig von Leistung
Christian Knellwolf, Gründer und Präsident des Gönnervereins, erinnert in seiner Rede an Webers Erfolge, aber auch an die Wertschätzung von ihm als Person: „Ich bin beeindruckt von deinem Anstand, deinem Respekt, deinem Ehrgeiz und deinem Können, mit dem du stets angetreten bist.“ Herausragend sei auch, Webers Mut zur Ehrlichkeit: „Du hast nicht einfach alles hingenommen, sondern immer Verbesserungsvorschläge gebracht. Das habe ich stest bewundert, vor allem auch, weil du immer den richtigen Ton dabei gefunden hast.“ Der Mensch Ralph Weber sei jedoch manchmal vernachlässigt worden: „Es ist schade, wenn die sportliche Leistung vor den Menschen gestellt wird“, sagt Knellwolf. Das vergangene Jahr sei aus seiner Sicht eines der härtesten für den Skiprofi gewesen: Von einer Verletzung in die andere zu wechseln, habe seine Chance auf das erneute Fussfassen in den Top 30 verunmöglicht. „Trotzdem hast du auch das angenommen und deinen Ehrgeiz bis jetzt nicht verloren.“
Rücktrittsentscheid unerwartet
Am Freitag, 16. Februar, gab Weber seinen offiziellen Rückzug aus dem Skisport bekannt: Die Entscheidung kam für viele Fans unerwartet. “Es war kein einfacher Kampf von meinem letztjährigen Bandscheibenvorfall zurückzukommen. Und ich habe diesen Winter bei den Rennen einfach gemerkt, dass ich nicht mehr mithalten kann und das mir auch mental der letzte Schritt nach vorne fehlt“, sagt Weber zu seinem Rücktrittsentscheid.
Emotional schweres letztes Rennen
Am Samstag fuhr der B-Kader Athlet, der im Weltcup zweimal unter die Top 10 gelangte, sein 100. und letztes Weltcuprennen im norwegischen Kvitfjell. Diese finale Fahrt sei für ihn keine einfache gewesen: „Es war ein sehr emotionaler Tag für mich. Ich habe versucht, nochmal alles zu geben, aber es ist mir brutal schwergefallen.“ Mit dem Wissen, dies sei ‚das letzte Mal‘, sei es ihm nicht gelungen die Konzentration hochzuhalten. „Ich bin so lang dabei gewesen und das hat es mir emotional schwer gemacht loszulassen.“ Der Tag und die ihm entgegengebrachte Wertschätzung seien ihm unglaublich nahe gegangen. „Aber diese letzte Reise nochmal mit dem Team anzutreten, hat mich noch dankbarer und stolz gemacht“, sagt Weber.







