Pro Klima: Recyling-Girls radeln auf Hochtouren

Der „easybag“ wurde vor drei Jahren in Gossau eingeführt. Der Pilot dazu lief erstmalig in Wil, wo der ZAB mit der Stiftung Heimstätten als Partner zusammenarbeitet. In Gossau sind es die Mädchen der 3. Klasse aus der Maitlisek Gossau. Als man darüber nachdachte, den easybag auch in Gossau einzuführen, ergab sich schnell eine Zusammenarbeit mit der Maitlisek: „Ich habe das Projekt gemeinsam mit einem Lehrer, der auch ein Bekannter von mir ist, aufgegleist“, sagt Bereichsleiter Urs Corradini. Im Unterrichtsfach „Entrepreneurship“ gründen die Mädchen diverse Projekte, über die sie ans Unternehmertum heranrangeführt werden. Eines davon ist der easybag.
Eigenverantwortliche Unternehmerinnen
Jeden letzten Freitag im Monat fahren die Mädchen mit ihren Velos die Abholstandorte der Privatkunden ab, die ein easybag-Abo gelöst haben. Die Tour planen sie dabei selbst. In der Regel werden dann die easybags in drei Dreiergruppen abgeholt und zum easydrive in Gossau gefahren. Dort wird der Abfall fachgerecht von einem Mitarbeitenden des ZAB sortiert. „Die Mädchen übernehmen im Rahmen des Projektes viel Eigenverantwortung“, sagt Corradini. Lediglich die Abo-Anmeldungen und die Mengenangaben zu Abholung gehen beim ZAB ein. „Für die Motivation, die pünktliche Abholung und easybag-Nachbestellungen sorgen sie selbst. Auch für ad hoc Probleme müssen sie eigenständig Lösungen finden.“
Eigene Routenplanung
Doch das Engagement ist gross – die Mädchen haben Freude am Projekt. Auch wenn diese bei anhaltendem Regenwetter manchmal etwas leidet, wie sie zugeben. Dennoch geben die Recycling-Girls alles bei der Abholung. „Kurz vor der Sammlung bekommen wir von der ZAB eine Liste, auf der steht, wie viel wir bei welchem Kunden abholen müssen“, erklärt Tabea Würth, die Teil des vierköpfigen Planungsteams ist. Sie übernimmt dann auch die Routenplanung. „Wenn ein Kunde noch keine Abholrückmeldung gegeben hat, rufe ich ihn am Freitagmorgen an, um die Menge und den Weg noch einplanen zu können.“
Mehr als nur easybag abholen
Aktuell gibt es 25 Abonnenten. Die Velo-Touren dauern zwischen 40 Minuten und 2 Stunden, je nach Mengen und Entfernung. Die weiteste Strecke führt die Mädchen bis nach Arnegg. „Da wir nicht nur die easybags, sondern auch Karton, Zeitungen, KUH-Bags, Altkleider, Elektro und Nespressokapseln mitnehmen, reicht eine Fahrt manchmal nicht aus.“ In der Regel melden die Kunden aber auch den zusätzlichen Abfall vorher an.
Mehr Aufwand – mehr Klassengeld
Die Kunden müssen die zusätzlichen Fahrten nicht zahlen. „Wir werden aber für jede Abholung vom ZAB entschädigt“, erklärt Tabea. Das im Projekt verdiente Geld fliesst in die Klassenkasse. Am Ende des Schuljahres ist ein gemeinsamer Ausflug geplant: „Je mehr Geld wir verdienen, desto weniger muss jede Schülerin am Ende für den Ausflug draufzahlen.“ Eine ehrenvolle Sache also: Je mehr Einsatz die Mädchen zeigen, desto mehr profitiert die Klassengemeinschaft. Helfen muss jede Schülerin: „Pro Schuljahr wird man 2–3-mal eingeteilt“, erklärt Tabea. Sollte sich jemand weigern oder keine gute Leistung zeigen, müsse er über ein anderes Projekt Geld für die Schulkasse einnehmen.
Abonnenten sind zufrieden
Bis Ende Juni wird das Projekt noch von der Gruppe betreut. Ab dem neuen Schuljahr sind dann die nächsten Schülerinnen der 3. Klasse dafür verantwortlich. „Wir haben schon motivierte Nachfolgerinnen gefunden“, sagt Tabea. Besonders schön findet sie das lobende Feedback der Abonnenten. Diese würden den Service sehr schätzen – vor allem die Zeitersparnis und der Gewinn an Unabhängigkeit: „An Weihnachten haben wir sogar Karten, Trinkgeld und Schokolade von einigen bekommen“, erzählt sie stolz.
Recyclen mit Zeitersparnis
Der easybag bildet für den ZAB eine wertvolle Produktergänzung zum easyhome und um easydrive: „Mit diesem Service wollen wir nicht so mobilen Personen eine Möglichkeit bieten, ihren Abfall ohne viel Aufwand zu recyceln. Das mühselige Schleppen und zum Entsorgen Fahren fällt weg: das übernehmen wir und die Recycling-Girls“, erklärt Corradini. So könne der ZAB alle Zielgruppen gleich abdecken - und einen weiteren, essenziellen Beitrag zum positiven Recyclingverhalten leisten.
Angebot speziell auch für Senioren
Das Ziel ist es nun, das Angebot des easybags noch bekannter zu machen. „Das Produkt kann vor allem auch für Senior/innen und Menschen mit eingeschränkter Mobilität sehr attraktiv sein. Das wollen wir jetzt auch so vermarkten“, erklärt Corradini. Daher habe man auch schon gezielt mit der Stadt zusammengesessen und über die Platzierung des Angebots in den Kirchen und Altersheimen gesprochen. „Dabei durften wir auch mitwirken und Werbeideen einbringen“, sagt Tabea und zeigt sich begeistert.
"Easy“ entsorgen
Die eigenen Wertstoffe einfach und zeitsparend entsorgen war noch nie so einfach: Mit dem easybag-Abo wird der Abfall umweltschonend mit dem Velo zu Hause abgeholt und fachgerecht entsorgt. Via Telefon oder Mail kann das Recyclingabo gelöst werden (Buchung unter +41 71 932 12 15 oder easyhome@zab.ch). Nach der Rechnungsbegleichung (165.- CHF) erhält man zwölf 60-Liter-Säcke, die man mit Glas, PET, Alu, Elektrokleingeräten und Batterien füllen kann. Zusätzlich mitgenommen werden auch Karton, Papier, Altkleider, Elektronikgeräte und Nespressokapseln, die aber gesondert bereitgestellt werden. Die Abholung erfolgt durch Mädchen der Maitlisek Gossau jeweils am letzten Freitag des Monats ab 13 Uhr vor der Haustür.
