Eine Mitteilung der Stadt Gossau wie viele andere auch. Doch diese hat es in sich. Es geht nicht um das Zurückschneiden von Bäumen und Büschen am Strassenrand, die Heckenpflanzen-Aktion des Vernetzungsprojektes oder den frühen Saisonschluss im Freibad. Nein, es geht schlicht und einfach um die Tatsache, dass das Modul 1 der Sportwelt Gossau voraussichtlich 65,1 Millionen Franken und nicht 56 Millionen Franken kosten wird. Das liest sich dann so: «Der Baukredit von gut 56 Millionen Franken für das erste Modul der Sportwelt Gossau wird um gut neun Millionen Franken überzogen. Zurückzuführen ist dies nahezu ausschliesslich auf die Bauteuerung und die sehr gute Auftragslage bei den Unternehmungen.» Und zur Beruhigung der Gemüter folgt der Zusatz: «Zusätzliche Mehrkosten sind nicht zu erwarten.» Zur Sache wird weiter ausgeführt: «Im Frühling 2022 hatte die Stimmbürgerschaft für das erste Modul der Sportwelt einen Kredit von 56 Millionen Franken bewilligt. Die aktuelle Prognose geht von Totalkosten von gut 65,1 Millionen Franken aus. Für diese Entwicklung sind insbesondere zwei Faktoren massgebend. Zum einen die schweizweite Bauteuerung. Die Preise liegen um über 15 Prozent höher als zum Zeitpunkt der Kostenermittlung für den Baukredit.» Weil ich nicht mehr alles glaube, was geschrieben steht, schaue ich auf der Webseite des Hauseigentümerverbandes HEV nach. Dort finde ich folgende Fakten: Die Steigerung des Baupreisindexes (Hochbau) beträgt für die Zeit von April 2022 – dem Zeitpunkt der Urnenabstimmung zum Modul 1 der Sportwelt Gossau - bis April 2024 – dem Zeitpunkt der Zwischenabrechnung – nur gerade 5,5 Prozent. Wie kommen dann die genannten 15 Prozent zustande? Des Rätsels Lösung liegt in der Wortwahl und ist einfach. In der Mitteilung heisst es nämlich: «… um über 15 Prozent höher als zum Zeitpunkt der Kostenermittlung…» Konsultiere ich nochmals den HEV-Baupreisindex so sehe ich, dass der Baupreisindex vom Oktober 2020 bis April 2024 um 15,2 Prozent gestiegen ist. Das lässt den Schluss zu: Die Kosten für das Modul 1 der Sportwelt Gossau wurden schon im Oktober 2020 ermittelt und bis zum Tag der Abstimmung eineinhalb Jahre später nicht der Bauteuerung angepasst. In diesem Zeitraum sind die Baupreise aber um 9,7 Prozent gestiegen. Man hätte den Stimmberechtigten also schon im April 2022 sagen können, dass das Modul 1 voraussichtlich nicht 56'000'000 sondern 61'432'000 Franken kosten wird. Der Franzose würde sagen: Honi soit qui mal y pense… Und wir Gossauerinnen und Gossauer? Jo nu denn halt?
Ein nachdenkliches Vor-Wahl-Wochenende wünscht Ihnen
Ihr Drago
"Jo nu"

Kolumne auf Gossau24.
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jg
"Drache-Füür" vom 13. September 2024.