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Gast-Kommentar
Drache-Füür
11.10.2024

"Christo zum zweiten"

Kolumne auf Gossau24. Bild: jg
"Drache-Füür" vom 11. Oktober 2024.

Noch vor wenigen Tagen sah es aus, als ob das Werk des internationalen Verpackungskünstlers Christo im Zentrum von Gossau noch bis nächstes Jahr unsere Augen und unsere Herzen erfreuen würde. Doch dann plötzlich: Das Baugerüst mit den grossen Plachen ist entfernt und die neue «Grüeblerei» in ihrer ganzen Pracht zu bestaunen. War’s das nun mit Gossau als Zentrum der internationalen Verpackungskunst und als Wallfahrtsort für Christo-Anhänger? Nein, für Verpackungskunst-Nachschub ist gesorgt. Die Stadt hat nämlich zusammen mit drei namhaften Unternehmen den Planungsprozess für das Industriegebiet Bahnhof Nord-Ost aufgegleist. Die Umstrukturierung des Areals der Braun AG, der Karl Bubenhofer AG und der Baumhaus AG (ex Eberle Nafag AG) ist im Stadtentwicklungskonzept und der Richtplanung als «wichtiges Ziel» definiert. Die Pläne sehen für das Gebiet in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof «eine hohe Dichte mit dem Schwerpunkt auf Wohnnutzung, sowie Dienstleistung und Gewerbe» vor. Mit einbezogen in den Planungsprozess sind auch die angrenzenden städtischen Parzellen mit dem Rathaus und dem Fürstenlandsaal. Ziel der Planung ist ein «gesamtheitliches städtebauliches Leitbild für neue Nutzungsmöglichkeiten und für zukünftige bauliche Entwicklungen». Wie die Stadt in einer kurzen Mitteilung informiert, richtet man sich auf einen «langen Planungshorizont» ein. Zwar sollen die ersten Ergebnisse des von externen Experten begleiteten, ersten Prozessschrittes schon im Frühling 2025 vorliegen. Weil dann aber die Konkretisierung erfahrungsgemäss doch etwas länger dauern könnte, sind zwei Massnahmen vorgesehen. Erstens ist sichergestellt, dass «die bestehenden industriellen Nutzungen der diversen Liegenschaften mittelfristig ohne Einschränkung weitergeführt werden können». Das heisst, dass Braun, Bubenhofer und Nafag wie bisher weiterwerkeln dürfen. Und zweitens werden Christo-Nachfolger beauftragt, den Nafag-Turm als weithin sichtbares Symbol des Gossauer Zukunftsglaubens kunstgerecht zu verpacken und so zu einem neuen Anziehungspunkt für Kunstinteressierte aus aller Welt zu werden. Und weil mit den Stadtführungen im Rahmen 1200-Jahr-Ersterwähnungs-Jubiläum der Stadt Gossau so gute Erfahrungen gemacht wurden, wird der Trupp der freiwilligen Stadtführerinnen und Stadtführer in einem Schnellkurs zu Christo- und Verpackungskunst-Experten ausgebildet. Sie werden dann die Kunstpilger aus aller Welt am Bahnhof in Empfang nehmen, durch das Gebiet Bahnhof Nord-Ost führen und mit der besonderen Beziehung von Gossau zu Christo vertraut machen. Zum Abschluss der Tour gibt es im nahen BBC ein Jubiläums-Bier des Brauereienduos Stadtbühl/Freihof und eine Jubiläums-Wurst vom Grüebler-Grill. Dies im Sinne einer Zweitverwertung der 1200-Jahr-Jubiläums-Investitionen und der Wiederankurbelung der vor einigen Jahren eingeschlafenen Stadtmarketing-Bemühungen.
Ein erlebnisreiches erstes Olma-Wochenende wünscht Ihnen
Drago

Wehe, wenn er Feuer speit! In seiner Kolumne "Drache-Füür" kommentiert Drago auf Gossau24 jeden Freitag das Geschehen in Gossau - vor und hinter den Kulissen.

Drago