Köppel versuchte, Cassis mit provokativen Fragen zur Dynamik der EU-Verträge unter Druck zu setzen. Er stellte das Szenario dar, dass die Schweiz gezwungen werde, EU-Recht zu übernehmen und bei Verweigerung bestraft werde.
Doch Cassis konterte ruhig und sachlich: Die Schweiz handle freiwillig, und wie bei jedem Vertrag gebe es Konsequenzen bei Vertragsbruch – das sei internationaler Standard. Dies schreibt die «Sonntagszeitung» durchaus genüsslich.
Sachkompetenz in der Verteidigung
Cassis blieb nicht nur gelassen, sondern nutzte Köppels Angriffe geschickt, um seine eigene Sachkompetenz zu demonstrieren. In einer spontanen «Kurzvorlesung» erklärte er Köppel Prinzipien internationaler Verträge, die Rolle von Souveränität und die Funktionsweise von Sanktionen – und ließ den sonst so dominanten Köppel dabei blass wirken.
Witz und Selbstironie
Auch andere Fragesteller konnten Cassis nicht aus dem Konzept bringen. Statt steif zu reagieren, wie in früheren Jahren, glänzte er mit Witz, Selbstironie und Fachwissen – was parteiübergreifend Anerkennung fand.
Klarer Punktesieg
Roger Köppel wollte Cassis vorführen – doch es war Cassis, der glänzte. Köppels Strategie scheiterte daran, dass Cassis mittlerweile rhetorisch und inhaltlich gewachsen ist. Der Aussenminister hat offenbar aus früherer Kritik gelernt und ist bereit, sich auch offensiv gegen populistische Angriffe – wie jene der SVP – zu stellen.