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Schweiz
19.07.2025

Halbjahreszahlen beflügeln Börse - SMI nah an 13'000

Christopher Chandiramani stellt fest, dass mehrere Schweizer Unternehmen die Ausschüttung ihrer Dividenden ins zweite Halbjahr verschieben. Bild: Linth24
US-Zollstreit dauert an: EU drohen 30, kleineren Ländern 10 Prozent; Schweiz noch ohne Brief. Noch wird verhandelt. SMI dank guter Halbjahreszahlen plus 0.4 Prozent: 12'983 Punkte.

Die Schweizer Exporte im 1. Halbjahr 2025 zeigen ein gemischtes Bild. Nach einem guten Start im 1. Quartal, insbesondere in der Chemie- und Pharmabranche, kam es ab Mai zu einem spürbaren Rückgang, besonders bei den Exporten in die USA und den Uhren nach Fernost. Die Unsicherheit hoch, die US-Zollpolitik tönt täglich anders und die Konjunkturprognosen sinken, obwohl der Aussenhandel im ersten Halbjahr 2025 per Saldo relativ gut war. Experten gehen von einem Wachstum des schweizerischen BIP von 1.3 Prozent /2025) aus, schwächer als früher, aber höher ist als in der EU.

Der Leiter des Geschäftsbereichs Banken der FINMA, Thomas Hirschi, wird die FINMA per 31. August 2025 verlassen. Er wird sich beruflich neu orientieren ausserhalb der Finanzmarktaufsicht. Die FINMA hat am 3. Juli 2025 Anhörungen zu neuen Verordnungen und die Liquiditätsanforderungen für Banken und Wertpapierhäuser eröffnet.

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) versucht seit drei Jahren, mit erhöhten Zinsen die Inflation auf den Zielwert von zwei Prozent zu drücken. Die Fed hatte den Leitzins zuletzt im Dezember gesenkt. Seitdem hält sie ihn in der Spanne von 4.25 – 4.50 Prozent. Im Moment ist die Geldpolitik ein schwieriger Spagat; US-Zölle senken das Wachstum der US-Wirtschaft, wirken aber stark inflationär. Die Regierung drängt auf tiefere Leitzinsen.

US-Kongress stimmt Trumps Kürzungen zu. Es geht um neun Milliarden US-Dollar: Der US-Kongress hat ein Gesetz bzw. Sparpaketverabschiedet, das unter anderem die Bundesmittel für Auslandhilfen und den öffentlichen Rundfunk drastisch kürzt – ein Sieg für US-Präsident Trump.

Unternehmensnachrichten

Die Beteiligungsgesellschaft Partners Group hat im ersten Halbjahr trotz der schwierigen Märkte Neugelder gewonnen und die verwalteten Vermögen erhöht. Die sogenannten Kapitalzusagen von Kunden betrugen im ersten Semester 2025 USD 12,2 Mrd. nach 11.1 Mrd. im Vorjahr. Ende Juni 2025 verwaltete der Asset-Manager somit USD 174 Mrd. nach 152 Ende 2024.

Der Pharmakonzern Novartis hat zum zehnten Mal nacheinander seine Prognosen erhöht. Für den operativen Gewinn peilt Novartis ein Plus im Zehnerbereich an. Das Umsatzwachstum im hohen einstelligen Bereich bleibt ohne Änderung. Im zweiten Quartal lief alles besser als erwartet. Der Umsatz stieg um 12 Prozent auf USD 14.1 Mrd. Das operative Ergebnis kletterte gar um 21 Prozent auf USD 4.9 Mrd. nach oben. Der Kern-EBIT, auf den die Analysten achten, verbesserte sich auf USD 5.9 Mrd. und lag über den Erwartungen. Zudem erhält Novartis einen neuen Finanzchef. Der langjährige Finanzchef Harry Kirsch wird pensioniert und wird durch Mukul Mehta ersetzt.

Kurssprung beim Elektrokonzern ABB, er hat mit seinen Zahlen zum 2. Quartal überrascht. Vor allem der Auftragseingang stieg deutlich stärker als erwartet, um 16 Prozent auf USD 9.79 Mrd. Der Umsatz erhöhte sich um 8 Prozent auf USD 8.90 Mrd. Die operative Marge (Ebitda) verbesserte sich auf 19.2 Prozent und lag über der angepeilten Zielspanne von 16 bis 19 Prozent. Unterm Strich verdiente die Gesellschaft USD 1.15 Mrd, 5 Prozent mehr als 2024. Der Umsatz soll zukünftig im mittleren einstelligen Bereich wachsen, sowie die Marge soll über dem Vorjahresniveau von 18 Prozent liegen.

Der Uhrenkonzern Swatch hatte Probleme im ersten Halbjahr. Der Umsatz schrumpfte um rund 11 Prozent auf nur noch CHF 3.06 Mrd. Die Verkäufe sanken um fast 8 Prozent währungsbereinigt. Folglich brach das Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 204 Mio. auf CHF 68 Mio. ein. Unter dem Strich blieb nur noch ein kleiner Gewinn von CHF 17 Mio. Für China rechnet Swatch mit einer Verbesserung des Marktumfelds ab 2. Halbjahr.

Die Zuger Kantonalbank hat den Geschäftsertrag im ersten Halbjahr 9 Prozent auf CHF 168 Mio. erhöht. Sowohl im Zinsgeschäft als auch im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft und Handelsgeschäft hat der Ertrag zugenommen. Der Halbjahresgewinn ist 18.3 Prozent auf CHF 70.9 Mio. gestiegen. Mit Blick auf das 2. Semester ist die Zuger KB «optimistisch».

Roche zog das Krebsmedikament Lunsumio vom Schweizer Markt zurück. Nach gescheiterten Preisverhandlungen mit dem Bundesamt für Gesundheit erhalten neue Patienten das Mittel nicht mehr.

Aussichten

Die Aussenpolitik der USA befindet sich noch immer in einer Phase des Ungewissen und im Zickzack. Beschlüsse werden gefasst und meistens am gleichen Tag wieder geändert, annulliert oder aufgeschoben. Es geht nicht nur um Budgetkürzungen und Ausschaffung, sondern der Präsident wünscht beispielsweise auch Geschmacksänderungen beim Coca-Cola oder plant den Notenbankchef Jerome Powell zu vorzeitig zu entlassen, weil der die Leitzinsen nicht sofort senken will. Die Amtszeit würde ohnehin im Frühjahr 2026 enden.

Üblicherweise schütten Schweizer Unternehmen Dividenden im 1. Halbjahr aus. Aber Ems-Chemie, Richemont und Logitech nehmen die Ausschüttungen in der 2. Jahreshälfte vor. Auch bei Klingelnberg werden Dividenden später ausbezahlt. Auch Dorma-Kaba, Carlo Gavazzi und Barry Callebaut haben ebenfalls zeitlich verschobene Auszahlungen.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Gossau24