Am 31. Juli feiern wir Gossauerinnen und Gossauer gemeinsam den 734. Geburtstag unserer Nation – sofern man der traditionellen Geschichtsschreibung glaubt. Wir tun das nach lokal-obrigkeitlichem Geheiss einen Tag vor dem eigentlichen Geburtstag. Den Anfang der Festivitäten macht das BBC um 17 Uhr mit einer «Generationen-Party». Auf dem Programm stehen Bier und Würste, Geschicklichkeitsspiele und Musik vom Berglandtrio, einer «echt Schweizer Formation». Echt schweizerisch wird dann auch noch SVP-Ständerätin Esther Friedli. Sie wird von der Gossauer Schulrätin Petra Züger-Allenspach befragt, wohl auch zum Thema Kopftuch an Schulen.
Spätestens um 20 Uhr wechseln wir dann – je nach Wetter – vor oder in den Fürstenlandsaal. Dort lässt die Stadt von der Ortsbürgergemeinde Gossau eine Festwirtschaft betreiben, spricht Stadtpräsident Wolfang Giella und sorgt die einheimische Floyd Pepper Band für rock-poppige Unterhaltung. Den Hauptteil der Gossauer Bundesfeier bestreitet dann der Satiriker Michael Elsener. Gemäss Ankündigung wird er versuchen, «Politik und Humor auf originelle Weise zu verbinden». Elseners Anliegen: Es sollen sich wieder mehr Menschen an unserer Demokratie beteiligen, abstimmen und wählen. Mindestens so steht es in der Einladung der Stadt zur «Bundesfeier». Mal schauen, ob Elsener seine Absicht besser an die Gossauer Frau und den Gossauer Mann bringt also frühere Bundesfeier-Festredner. Apropos früher: In den letzten 50 Jahren haben zahlreiche Gastgemeinden aus der ganzen Schweiz die Gossauer Bundesfeier gestaltet. Damit ist aus Spargründen jetzt definitiv Schluss. Verzichtet wird auch auf ein Feuerwerk.
Spätestens um Mitternacht ist dann am 31. Juli Schluss mit den Bundesfeierlichkeiten. Und was machen wir am 1. August, dem eigentlichen Bundesfeiertag? Wir ziehen uns in unsere Privatheit zurück, öffnen unser Bier oder unserer Flasche Wein, legen unsere Wurst auf unseren Grill und geniessen die Geselligkeit im Kreis unserer Freundinnen und Freunde – der 1. August gehört uns allein. Denn Schweizer Demokratie ist in erster Linie die Verwirklichung des Rechts jedes Einzelnen und jeder Einzelnen auf seine/ihre Einzigartigkeit. Es sei denn, sie oder er haben keinen Schweizer Pass.
Ein hoffentlich etwas wärmeres letztes Juli-Wochenende wünscht
Drago