Home Region Sport Magazin Schweiz/Ausland Agenda
Schweiz/Ausland
26.07.2025

Börse: Halbjahreszahlen & Nestlé

Christopher Chandiramani führt den Kursverlust bei Wochenverlierer Nestlé auf den schwächeren Dollar und Unsicherheiten im Nordamerikageschäft zurück. Bild: Linth24
Die Berichtssaison mit Kursreaktionen prägte die Woche; Schwergewicht Nestlé verlor. Kurzes Strohfeuer nach Zoll-Einigung von USA und Japan. SMI minus 0.2 Prozent: 11'956 Punkte.

Nachdem US-Präsident Trump zunächst mit Abgaben von 25 Prozent auf japanische Importe gedroht hatte, einigten sich USA und Japan nun auf gegenseitige Zollsätze von 15 Prozent. Die Europäer verhandeln noch, haben sich jedoch unter sich auf Gegenzölle geeinigt, falls die Verhandlungen mit den USA scheitern sollten.

Frankreichs Präsident Macron hat die Anerkennung Palästinas angekündigt. Auf sozialen Medien schrieb Macron, er wolle dies an einer UN-Sitzung im September offiziell machen. Der Präsident betonte, Frieden im Nahen Osten sei möglich. Der Krieg in Gaza müsse beendet werden. Zugleich forderte Frankreich die Freilassung der restlichen Hamas-Geiseln. Israel und die USA kritisieren den Vorstoss heftig.

Unveränderte Geldpolitik: Die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt lässt den Leitzins unverändert, bei 2.0 Prozent. Damit legen die Währungshüter nach acht Zinssenkungen seit Mitte 2024 eine Pause ein.

Kämpfe zwischen Thailand und Kambodscha: Alte Grenzstreitigkeiten sind wieder aufgeflammt. Die Kämpfe im Grenzgebiet zwischen Thailand und Kambodscha haben sich offenbar verstärkt. Thailand evakuierte viele Bewohner aus der Region.

Ferienflüge sind wieder beliebter. Für das gesamte erste Halbjahr ergab sich ein neuer Allzeithöchstwert an Passagierzahlen, womit auch die Vor-Pandemie-Zahlen übertroffen wurden. 2'933'434 Millionen Reisende haben gemäss Medienmitteilung im vergangenen Monat den grössten Flughafen der Schweiz Zürich-Kloten genutzt.

Unternehmensnachrichten – Nestlé als Wochenverlierer

VW überraschte negativ mit Q2-Zahlen, heisst Umsatzrückgang und Margeneinbruch – ein schwaches Nordamerika- und China-Geschäft belasten. VW hat am Freitag seine Ergebnisse für das Q2/2025 veröffentlicht und einen rückläufigen Umsatz verzeichnet. VW erwirtschaftete einen Umsatz in Höhe von EUR 80'806 Mrd. – ein Minus von drei Prozent gegenüber 2024. Das operative Ergebnis von Volkswagen betrug im EUR 3.834 Mrd. Euro ein Minus von 29.4 Prozent gegenüber 2024.

Der Pharmakonzern Roche hat im ersten Halbjahr seinen Umsatz um 4 Prozent auf knapp CHF 31 Mrd. gesteigert, währungsbereinigt lag das Plus bei 7 Prozent. Die Pharmasparte wuchs um 6 Prozent, während der Diagnostikumsatz wegen schwächerer Nachfrage in China um 3 Prozent sank. Der Konzerngewinn stieg um 17 Prozent auf CHF 7.8 Mrd.

Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé hat im ersten Halbjahr ein organisches Umsatzwachstum von 2.9 Prozent erzielt, durch Preiserhöhungen (+2,7 Prozent). Das operative Ergebnis sank um 6.9 Prozent auf CHF 6.9 Mrd. Die operative Marge betrug 15.6 Prozent, was einem Rückgang um 80 Basispunkte entspricht. Der Nettofinanzaufwand stieg von CHF 744 Millionen auf CHF 759 Mio., was der höheren Nettoverschuldung zuzuschreiben ist. Der Kurseinbruch ist auf den schwächeren Dollar und Unsicherheiten im Nordamerikageschäft zurückzuführen.

Die Bank Vontobel hat im ersten Halbjahr 2025 einen tieferen Gewinn erzielt, was zu einem Kursrückgang der Aktie führte. Trotzdem konnte das verwaltete Vermögen gesteigert und ein positiver Nettoneugeldzufluss verzeichnet werden. Der Reingewinn sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf CHF 115.5 Mio., nach 130.3 Millionen im Vorjahr.

Der Spezialist für Klimatechnik Belimo ist im H1/2025 kräftig gewachsen: Der Umsatz stieg in Lokalwährungen um 20.6 Prozent auf 561.5 Mio, und der EBIT kletterte um 37.7 Prozent auf 128 Mio., was einer Marge von 22.8 Prozent entspricht. Haupttreiber war das starke Geschäft in den USA, insbesondere mit Kühllösungen für Rechenzentren.

Dank Preiserhöhungen ist der Schokoladehersteller Lindt & Sprüngli im ersten Halbjahr um rund 11 Prozent, gewachsen. Zudem trieb die im Herbst eingeführte Dubai-Schokolade das Geschäft an. Das operative Ergebnis ging um rund 11 Prozent auf CHF 259 Mio. zurück, die Marge reduzierte sich auf 11 Prozent. Unterm Strich verdiente Lindt & Sprüngli CHF 189 Mio. Das sind etwa 13 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

Das Biochemieunternehmen Bachem hat im ersten Halbjahr den Umsatz um 30 Prozent auf CHF 313 Mio. gesteigert, der operative Ebitda-Gewinn wuchs sogar um 64 Prozent auf 91 Mio. Die Marge verbesserte sich auf 29.1 Prozent. Der Reingewinn stieg um 39 Prozent auf 50.1 Mio., womit die Analystenschätzungen deutlich übertroffen wurden.

Aussichten

Die USA gedenken, den Welthandel zu beherrschen. Der Preis der Zollpolitik ist jedoch relativ hoch, Dollarzerfall, Inflation, Krise in der Automobilproduktion usw. Bilaterale Verhandlungen und Abkommen könnten die Situation entschärfen. Die Epstein-Affäre hängt nach wie vor wie ein Damoklesschwert über den USA, auch wenn Trump versucht, den Fall schönzureden: Der Druck wächst zunehmend, Licht in die Affäre zu bringen.

Der Zinszyklus in Europa endet allmählich, in den USA hat es aber noch Senkungspotenzial. Halbjahreszahlen beeinflussen die Märkte unterschiedlich. In den kommenden Tagen wird auch die Nationalbank (SNB) ihr Halbjahresergebnis publizieren. Interessant ist zu sehen, ob und wie die Dollarschwäche Spuren hinterlässt. Experten erwarten Verluste.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Gossau24