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Leserbrief
Stadt Gossau
29.07.2025
30.07.2025 08:54 Uhr

"Keine Religion in der Schulstube? Eine gefährliche Verkürzung."

Simon Sigg, Gossau. Bild: zVg. / gossau24.ch
Simon Sigg, Stadtparlamentarier Die Mitte Gossau, nimmt in einem Leserbrief Stellung zur aktuellen öffentlichen Debatte über die Religion im Schulzimmer.

Leserbrief:

„Keine Religion in der Schulstube“ – dieser Satz aus dem Interview mit dem Rorschacher Schulpräsidenten im St. Galler Tagblatt geht mir nach. Er wirkt auf den ersten Blick sachlich, fast selbstverständlich. Doch was meint er genau? Und was bedeutet er, wenn man ihn ernst nimmt?

Soll die Schule ein weltanschaulich neutraler Raum sein? Ja in dem Sinn, dass niemand ausgeschlossen oder bevorzugt wird. Aber heisst das auch, dass alles Religiöse, alles, was mit Herkunft, Glauben oder innerer Überzeugung zu tun hat, draussen bleiben muss?

Als Religionslehrperson an einer öffentlichen Oberstufe weiss ich: Schülerinnen und Schüler bringen Fragen mit. Über sich selbst, über den Sinn des Lebens und über das Zusammenleben. Diese Fragen sind nicht religiös im engen Sinn, aber sie berühren das, was Religion über Jahrhunderte reflektiert hat: Verantwortung, Gerechtigkeit, Hoffnung.

Unsere Volksschule im Kanton St. Gallen steht gemäss Gesetz unter dem Leitgedanken der christlichen Grundwerte. Das bedeutet nicht Mission, sondern Haltung. Es bedeutet nicht Einengung, sondern Orientierung. Und es bedeutet, dass wir jungen Menschen nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch helfen, sich selbst und andere in einer komplexen Welt zu verstehen.

Wer Religion aus dem Schulzimmer verbannen will, sollte sich fragen, was dann bleibt. Denn Neutralität ist nicht gleich Leere. Und Bildung ohne Werte verliert ihren inneren Kompass.

Simon Sigg
Stadtparlamentarier
Die Mitte Gossau

eing.