Auf dem Gröbliplatz in Gossau steht eines der schönsten und ältesten Gebäude der Stadt Gossau: das Alte Zollhaus. Erbaut wurde das dreigeschossige Haus mit den rundbogigen Portalen im Jahr 1789 auf Geheiss von Fürstabt Beda Angehrn. Das Zollhaus diente zur Erhebung von Weggeldern und als Lager, aber auch zum Halt für Fuhrleute oder Wanderer. Im Mansardenraum befand sich die Wirtschaft «Krone».
«Das Einkommen ist gering»
Erster Pächter des 1789 neu errichteten Zollhauses war Johann Baptist Keller. Er war äbtischer Weggeldeinzieher und Ablageinspektor sowie gleichzeitig Wirt der «Krone». Gemäss seinem Pflichtenheft hatte er unter anderem ein untadeliges Leben zu führen und Schlägereien und Lästerungen zu verhüten. Als Wirt durfte er 5 von 100 Gulden für sich behalten; als Wegeinzieher von jedem Gulden 12 Kreuzer. 1797 reklamierte Rosa Keller-Gross beim Statthalter in St.Gallen und schrieb unter anderem: «[...] Wir essen nicht besser als die Dienstboten. Der Mann trinkt zum Essen nur Bier oder Most. Das Einkommen ist gering. Die meisten Reisenden fahren durch oder trinken nur ein Glas Wein.»
Fast Regierungssitz
1802 sollte das Alte Zollhaus gar zum Regierungssitz werden. Die sogenannte St.Gallische Alte Landschaft plante hier ihre Verwaltung – ein Vorhaben, das jedoch nach 40 Tagen wieder Geschichte war. Nach der Versteigerung im Jahr 1816 wechselte das Gebäude mehrfach den Besitzer. Ab 1861 wurde es zur Handstickerei, später zog ein Textilhandel ein. Das historische Haus mit dem Mansarddach – das es in Gossau nur noch beim «Ochsen» gibt – gilt mit seinem Standort, seiner Architektur und dem Gesamterscheinungsbild als bedeutendster Profanbau im historischen Stadtkern.
Quelle: Oberberger Blätter 1996/97, Josef Denkinger: Neues über das Alte Zollhaus in Gossau, Verlag U. Cavelti