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Stadt Gossau
01.01.2025
10.10.2025 16:46 Uhr

Im Gespräch mit Karl Schmuki

Karl Schmuki hat intensiv zur Geschichte von Gossau geforscht und viel publiziert – und berichtete jahrzehntelang über die Spiele des FC Gossau. Bild: gossau24.ch / Claudia Vamvas
Er kennt die Geschichte von Gossau wie kaum ein anderer: Karl Schmuki, ehemaliger Stiftsbibliothekar und Träger des Gossauer Preises, erzählt im Gespräch mit Gossau24 von seiner Leidenschaft für die Vergangenheit und seinen aktuellen Projekten.

Karl Schmuki war sechs Jahre alt, als die Familie nach Gossau zog. Nach der Primarschule und der Matura am Gymnasium Friedberg wollte er zunächst Geografie studieren, wechselte dann aber zur Geschichte. «Das Interesse am Erforschen der Vergangenheit kam eigentlich erst mit dem Studium», erzählt Karl Schmuki. 

Lesen alter Handschriften

Nach Studium und Dissertation arbeitete Karl Schmuki im Stadtarchiv Schaffhausen, wo er sich viel Erfahrung im Lesen alter Handschriften aneignete – eine Fähigkeit, die ihm später die Tür zur Stiftsbibliothek St.Gallen öffnete. Dort wirkte er während rund 30 Jahren als wissenschaftlicher Mitarbeiter und stellvertretender Stiftsbibliothekar. «Die Arbeit mit historischen Dokumenten hat mir immer grosse Freude bereitet», sagt er. «Aus vielen kleinen Puzzleteilen entsteht nach und nach ein Bild – und Vergangenes wird wieder ein Stück weit lebendig.»

Ab dem Jahr 2002 war Karl Schmuki Schriftleiter der «Oberberger Blätter» aus dem Verlag U. Cavelti. Bild: Screenshot E-Periodica ETH Zürich

Digitalisierung und KI

«In den letzten 40 Jahren hat sich die Welt grundlegender verändert als in den 300 oder 400 Jahren zuvor», sagt Karl Schmuki. Dass heute vieles digitalisiert sei, erleichtere den Zugang zu gewissen Quellen. Gleichzeitig sagt er: «Man vergeudet unheimlich viel Zeit», und meint damit das endlose Springen von Link zu Link im Internet. Künstliche Intelligenz nutzt er nicht. «Ich wollte einmal etwas über einen bestimmten Mönch wissen – aber dazu konnte die KI nichts sagen.»

Ein Panorama der Zeit

Wie erlebt er die Veränderungen in Gossau? Wenn er durch Gossau gehe, kenne er natürlich längst nicht mehr so viele Leute wie früher, sagt Karl Schmuki. Viele Gesichter seien neu, die Stadt sei gewachsen. Er erinnert sich, wie er für das Buch «Gossau im 20. Jahrhundert» Dutzende Bände des «Fürstenländer» durchblätterte. «Meine handschriftlichen Notizen zeigten, dass das gesellschaftliche Leben damals äusserst lebendig war. «Vereine haben gegenseitig ihre Anlässe besucht, in den Zeitungen wurde über all das berichtet und die Geschehnisse wurden kommentiert. Beim Lesen der alten Zeitungen erhält man ein richtiges Panorama jener Zeit.»

Karl Schmuki und Stadtpräsident Wolfgang Giella anlässlich der Verleihung des Gossauer Preises 2018.

Führungen, Vorträge und wissenschaftliche Arbeit

Im Jubiläumsjahr der Stadt Gossau konzipierte Karl Schmuki die Route für die Stadtführungen und gab sein Wissen an die Stadtführerinnen und Stadtführer weiter. Am Stadtapéro im Rahmen der Gewerbeausstellung G24 sprach er unter anderem über die Anbindung Gossaus an den Eisenbahnverkehr. Er beginnt, von den Herausforderungen jener Zeit zu erzählen, und man merkt sofort: Der Historiker ist ganz in seinem Element. Heute organisiert er noch Reisen für den Freundeskreis der Stiftsbibliothek, führt jedes Jahr rund 30 Gruppen durch die Sammlung und arbeitet derzeit an einer neuen Bibliotheksgeschichte mit. 

Die Tür des Klosterbistros, in dem unser Gespräch stattfindet, öffnet sich. Eine Mitarbeiterin der Stiftsbibliothek tritt ein. Karl Schmuki winkt ihr lachend zu und sagt: «Ich habe noch etwas herausgefunden!» Eines wird klar: Dem pensionierten Stiftsbibliothekar und Historiker geht die Arbeit noch lange nicht aus.

Claudia Vamvas