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Stadt Gossau
18.12.2020
19.12.2020 16:45 Uhr

"Güter-Hub ja, aber ohne neuen Autobahnanschluss"

Der VCS fordert Vermeidung und Verlagerung von Verkehr. Das bedeutet Verhaltensänderungen im Verkehr, gefördert durch bessere und sicherere Fuss- und Veloinfrastruktur statt noch mehr Autostrassen. Die Forderung des Stadtrates Gossau nach einem neuen Autobahnanschluss lehnt der VCS entschieden ab.

Auch der VCS hat sich am Mitwirkungsverfahren des Sachplanes Verkehr des Eidgenössischen Departementes für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK beteiligt. Der VCS begrüsst, dass der Sachplan Verkehr als strategisches Planungsinstrument gestärkt wird. Es ist dringend notwendig, dass die Verkehrsplanung klaren Zielen dient, welche ihrerseits im Einklang mit den Zielen der Raumentwicklung und des Umweltschutzes stehen müssen.
Auch die Schweiz hat sich verpflichtet bis 2050 Netto Null Treibhausgas auszustossen. Dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn die gesamte Verkehrsnachfrage bis 2050 abnimmt (trotz Bevölkerungswachstum), und gleichzeitig eine massive Verschiebung vom MIV zu öV, Fuss- und Veloverkehr erfolgt, getreu der 3V-Strategie (Verkehr vermeiden, verlagern, verträglich gestalten). Gefragt sind Lösungen, um die Mobilitätsansprüche zu reduzieren (Homeoffice, Mobilitätskonzepte von Unternehmungen und Verwaltungen, Grünflächen als Naherholungsraum und gegen Klimaerhitzung in Städten). Engpässen darf darum nicht mehr durch teure Ausbauten und damit der Schaffung von neuen Engpässen (Teufelskreis) begegnet werden. Mit Engpassbeseitigungen verschlimmern wir das Problem und erreichen die unerlässliche Änderung in unserem Mobilitätsverhalten nicht.

Kein neuer Autobahnanschluss

Ein Ausbau des Logistikhub zwischen Gossau und Winkeln, wie er im Sachplan vorgesehen ist, macht auch aus Sicht des VCS Sinn. Somit könnten mehr Güter auf der Schiene von und nach Gossau transportiert werden, was insbesondere die Anzahl Zulieferfahrten per Camion deutlich verringern würde. Für die Feinverteilung ab Umladestation liegt der gut ausgebaute Autobahnanschluss Winkeln dermassen nahe, dass die Forderung nach einem zusätzlichen Anschluss Unverständnis auslöst. Die vom Stadtrat als Argument bemühte hohe Verkehrsbelastung in und um Gossau hat wenig mit dem Hub zu tun. Diese ist zum allergrössten Teil ein hausgemachtes Problem von viel zu viel unnötigen Kurzstreckenfahrten alleine im Auto statt per öV, Velo oder zu Fuss.

Bessere Fuss- und Veloinfrastruktur

Ein neuer Autobahnanschluss ist darum total falsch. Nötig ist hingegen die Forderung nach einem dritten Gleis zwischen Gossau und St.Gallen, damit das S-Bahn-Angebot bei den Bahnhöfen im Grossraum St.Gallen auf den Viertelstundentakt ausgebaut werden kann. Und als erstes und dringendstes – sowie finanziell mit Abstand günstigstes – müssten Infrastruktur und Sicherheit für Fuss und Velo verbessert werden.

Ruedi Blumer, Präsident VCS Schweiz, Co-Präsident VCS St.Gallen/Appenzell