Winterschlaf im Walter Zoo
Zu Beginn des Jahres 2021 befanden sich fast ausschliesslich schlafende Igel in der Obhut der Igelpflegestation im Walter Zoo in Gossau. Im Herbst 2020 wurden zu diesem Zweck spezielle Winterschlafbehausungen errichtet. Diese Behausungen bestehen aus grossen überdachten Kisten, die nach oben durch Gitter verschlossen sind und jeweils in zwei Abteile aufgeteilt sind. In den zwanzig Winterschlafplätzen stehen den Igeln eine grosse Menge Stroh und Häuschen zur Verfügung, in welchen sie sich ein Nest für den Winterschlaf bauen können. Anfangs werden die Tiere täglich gefüttert. Nach einigen Tagen, wenn die Igel schlafen und auch nachts nicht mehr erwachen, erhalten sie nur noch eine Schale mit frischem Wasser. Jeden Morgen werden alle Häuschen kontrolliert und es wird protokolliert, welche Igel nachts wach waren und welche durchschliefen. Dies wird mit einem feinem Zellstoff-Papier am Eingang des Häuschens kontrolliert: Ist das Papier zerrissen, war der Igel unterwegs. Igel, die einige Nächte nacheinander wach waren, werden kontrolliert (Gewicht und Gesundheitszustand) und allenfalls gefüttert, bis sie wieder schlafen gehen. Nur ein Igel ist nicht mehr aus dem Winterschlaf erwacht, alle anderen (22 Tiere) sind gegen Ende April gesund und munter erwacht und wurden kurz darauf ausgewildert.
Viele Igel werden sehr geschwächt abgegeben
Im Jahr 2021 wurden insgesamt 409 Igel aufgenommen. Davon waren 8% neugeborene, 44% junge (juvenil), 18% fast erwachsene (subadult) und 30% erwachsene Igel (adult). Leider sind viele Tiere sehr schwach oder schwer verletzt, weshalb sie trotz Behandlung kurz nach der Ankunft versterben oder von ihren Leiden erlöst werden müssen. Von den Igeln, welche die ersten 24 Stunden überlebten, konnten 70% ausgewildert werden. Knapp 12% mussten aufgrund fehlender Therapieerfolge oder Verschlechterung des Zustandes erlöst werden und 10% verstarben von selbst. Ein paar Tiere (7%) verbringen ihren Winterschlaf im Walter Zoo.
Im ersten Quartal 2021 wurden nur wenige Igel eingeliefert, einige davon wurden aus dem Winterschlaf gerissen. Dies kann passieren, wenn Hunde oder andere Raubtiere einen schlafenden Igel aufspüren und aus seinem Nest holen oder das Nest zerstören. Manchmal werden Igel bei Bau- und Aufräumarbeiten in Dämmungen oder anderen Materialien gefunden, die sich dort – geschützt vor der Kälte – einquartiert haben. Ab Mitte April stieg die Zahl der eingelieferten Igelpatienten deutlich an. Mit den wärmeren Temperaturen endete auch die Zeit der Winterruhe und die Igel waren wieder unterwegs, um Futter zu suchen. Während des Winterschlafes verlieren Igel bis zu einem Drittel ihres Körpergewichtes. Das ist schon für gesunde Igel enorm, doch wenn ein Tier bereits vor dem Winterschlaf geschwächt war, dann kann es nach dem Aufwachen eher zu gesundheitlichen Problemen kommen. Viele Igel, die im Frühjahr an die Igelpflegestation abgegeben werden, sind sehr dünn und zusätzlich durch Krankheiten geschwächt.
Abgemagert und von Parasiten befallen
58% der abgegebenen Igel befanden sich in einem schlechten bis sehr schlechten Allgemeinzustand und 65% waren abgemagert. Knapp 76% aller Tiere hatten diverse äussere Parasiten, wie Zecken, Flöhe und Milben. 25% waren so geschwächt, dass Fliegen ihre Eier auf dem Tier ablegen konnten und oft auch schon Maden geschlüpft waren. Ein weiterer Viertel der Wildtiere wurde mit einer offenen Wunde eingeliefert und etwa 12% mit einem Knochenbruch. Das häufigste Problem ausgewachsener Igel ist starker Parasitenbefall. Vor allem Lungen- und Darmwürmer können bei geschwächten Tieren Lungenentzündungen und Durchfall bis hin zu Abmagerung verursachen. In fortgeschrittenen Fällen sind die Aussichten auf Gesundung leider sehr schlecht. Viele Tiere werden hochgradig abgemagert abgegeben und oftmals funktionieren die Organe nicht mehr richtig. Diese Igel machen zusammen mit den stark verletzten Igeln den Hauptanteil der Tiere aus, die die ersten 24 Stunden nicht überleben. Von jenen Igeln, die die ersten 24 Stunden überstehen, wird immer noch bei 46% in der ersten Kotuntersuchung ein mittel- bis hochgradiger Befall mit Würmern (Lungen- und/oder Darmwürmer) festgestellt.