Mit den Geburtstagen ist das so eine Sache. In jungen Jahren bilden sie einen der Höhepunkte des Jahres – nur schon wegen der vielen Geschenke und der feinen Torte. Mit fortschreitendem Alter verliert der Geburtstag dann langsam, aber sicher an Bedeutung. So habe ich meinen 100. Geburi noch ausgelassen gefeiert, den 200. schon weniger – und der diesjährige 1312. Geburtstag ging beschaulich im Rahmen der Sommerferien im Kreise meiner Verwandten im und am Ätna über die Bühne – keine grosse Sause, kein Feuerwerk, nur ein wenig Lavaspeien – quasi ein Geburtstag auf Sparflamme. Also überrascht es mich auch nicht, dass die Stadt Gossau ihren 1201. Geburtstag und den 734. der Eidgenossenschaft ebenfalls ganz bescheiden «gefeiert» hat. Dass man aus «Spargründen» auf eine Gastgemeinde verzichtet und statt des schon in Wigoltingen engagierten Rechtsaussen aus Deutschland einen einheimischen Komödianten verdingt hat, ist ebenso folgerichtig wie die Tatsache, dass die Bundesfeier einen Tag «vorher» stattgefunden hat. Dass das «Vorherfeiern» dereinst aus Rücksicht auf die Gastgemeinde eingeführt worden war, ist wohl «per äxgüsi» vergessen gegangen.
Doch Form und Inhalt sind ja nicht immer dasselbe. So höre ich von meinen verlässlichen Informanten, dass die Gossauer Bundesfeier ein «grosser Erfolg» gewesen sei. Es seien viel mehr Leute anwesend gewesen als letztes Jahr – vor allem viel mehr Gossauerinnen und Gossauer. Und Michael Elsener sei es gelungen, die Anwesenden je nach politischer Couleur abwechselnd zum Lachen zu bringen. Sein Programm sei witzig und doch ernsthaft gewesen. Den Kontrapunkt dazu habe dann Stadtpräsident Wolfgang Giella gesetzt. Seine Rede sei ernsthaft und «gar nicht witzig» gewesen. Ausgehend von der im Bundesbrief genannten «Arglist der Zeit» sprach er über seine «Sorge um die Zukunft», «über die Arglist unserer Zeit», über die aktuelle Zeitenwende mit wachsender politischer Polarisierung, über das zunehmende Abseitsstehen der Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger. Sein Appell an die Anwesenden: Sich zu den aktuellen Problemen eine fundierte eigene Meinung bilden und als Teil unserer Demokratie mit-entscheiden. Leider haben die 17'500 abwesenden Gossauerinnen und Gossauer seinen Appell nicht hören können. Denn in den lokalen Medien wurde die Gossauer Bundesfeier mit keiner einzigen Zeile erwähnt... ausser hier in meinem Nachtrag auf Gossau24.
Ein sonniges erstes August-Wochenende wünscht aus der Ferne
Drago